Architekturgeschichte und Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität laden zur Debatte
Frankfurts Theaterlandschaft steht vor wichtigen Weichenstellungen: Abriss und Neubau oder Renovierung? Wie sollen die Räume aussehen, die das städtisch subventionierte Theater bespielen darf? Dazu veranstaltet die Goethe-Universität eine Diskussion im Internet.
FRANKFURT.
Frankfurts Theaterlandschaft wird sich stark verändern – zumindest so viel
steht fest. Wo sollen Oper, Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater, wo die
experimentellen darstellenden Künste zukünftig geprobt, aufgeführt, gesehen und
verhandelt werden? Vier der fünf zukünftigen städtischen Theaterbauten sind
derzeit – auf verschiedenen Stufen – in Planung. Einen Beitrag zur notwendigen
öffentlichen Diskussion darüber wollen Architekturgeschichte und
Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität mit zwei Veranstaltungen leisten.
Zum Thema „Theaterbauten, Kultur für alle“ diskutiert der
Architekturhistoriker und Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts „Architekturen des
Ordnens“ Prof. Carsten Ruhl
am
Mittwoch, 17. Februar, um 18:15 Uhr
auf der
Plattform „Zoom“
(Link: https://uni-frankfurt.zoom.us/webinar/register/WN_0FL0uylvSDu4CKhyYNULDQ)
mit der Theaterwissenschaftlerin Prof. Ulrike Haß (Bochum/Berlin)
und dem Architekturhistoriker Dr. Frank Schmitz (Universität Hamburg). Die
Veranstaltung wird aufgezeichnet und ist auch im Nachhinein abrufbar.
Im Rahmen der ersten Veranstaltung „Theater 2040 – Konzeptionen
und ihre Architekturen“ am 16. Dezember 2020 sprach Nikolaus Müller-Schöll
(Theaterwissenschaftler, Goethe-Universität Frankfurt) mit der Leiterin des
Kulturzentrums Kampnagel, Amelie Deuflhard sowie der Dramaturgin Rebecca Ajnwojner
(Maxim Gorki Theater Berlin). Ein Mitschnitt der Veranstaltung ist online
verfügbar unter: http://zukunft-buehnen-frankfurt.de
Der Hintergrund
Seit 2017 ein Gutachten ergab, dass die Stadt Frankfurt für die
Sanierung oder Erneuerung der „Doppelanlage“ für Oper und Schauspiel am
Willy-Brandt-Platz in jedem Fall eine knappe Milliarde wird investieren müssen,
beschäftigt das Thema Neubau oder Sanierung Theaterleute,
Theaterwissenschaftler, Architektinnen, Architekturtheoretiker,
Denkmalschützerinnen und Stadtplaner – und darüber hinaus die
Stadtöffentlichkeit. Nachdem anfangs die Zeichen auf Sanierung des derzeitigen,
in mehreren Bauphasen entstandenen Gebäudes deuteten, schien Ende Januar 2020
festzustehen, dass neu gebaut werden soll: Bei geringeren Kosten, so die
Argumentation der städtischen Kulturpolitik, können neue Gebäude für das
Theater des 21. Jahrhunderts gebaut werden, die auch neue städtebauliche
Lösungen erlauben.
Doch gegen diese Argumentation wurde Kritik laut: Sollte vor der
Entscheidung über neue Bauten, ja selbst vor dem Ende der Debatte über
Sanierung oder Neubau nicht genauer definiert werden, welche Art Theater die
Stadt in Zukunft will – für wen, in welcher Form, mit welchen Akteurinnen und
Akteuren, in welcher Art von Architektur? Darf die Stadt ein Gebäude, in dessen
Räumen sich knapp 120 Jahre Geschichte überlagern, einfach abreißen? Wurden
Belange des Denkmalschutzes, speziell in Bezug auf das zu Beginn der
1960er-Jahre erbaute „Wolkenfoyer“, angemessen berücksichtigt? Hat die Stadt
nicht allen Grund, die Nachkriegsarchitektur der „zweiten Moderne“, zu der das
Haus zählt, stärker zu würdigen? Und wurde die notwendige grundlegende
Diskussion über das subventionierte Staatstheater der Zukunft überhaupt schon
geführt?
Weitere Informationen
Lena
Holbein
Wissenschaftliche
Koordination LOEWE Schwerpunkt „Architekturen des Ordnens“
Kunstgeschichtliches Institut
Goethe-Universität
069-798-28705
holbein@kunst.uni-frankfurt.de
https://architecturesoforder.org