Im aktuellen UniReport blicken die Germanisten Susanne Komfort-Hein und Heinz Drügh auf Krachts beeindruckende Poetikvorlesungen zurück
FRANKFURT. Im Vorfeld gab es durchaus skeptische Stimmen zu diesem Poetikdozenten. Doch nach seinen drei Vorträgen zeigen sich Literaturschaffende und Kritiker gleichermaßen beeindruckt von Christian Krachts Poetikvorlesungen an der Goethe-Universität. Der Schweizer Schriftsteller („Faserland“) sprach an drei Abenden über seine Romane, stellte existenzielle Motive seines Schaffens vor und berichtete unter anderem davon, dass er als 12-Jähriger in einem Internat von einem Priester sexuell missbraucht wurde.
Prof. Susanne Komfort-Hein und Prof. Heinz Drügh, Literaturwissenschaftler der Goethe-Universität, betonen im Interview mit dem UniReport, dass Poetikvorlesungen den Dozenten immer auch die Möglichkeit böten, das eigene Werk zu interpretieren und Fehllektüren entgegenzutreten. Allerdings führe der vom Autor angebotene Zugang keineswegs zu einer einseitigen Auslegung seines Werkes:
„Wir sind […] davon überzeugt, dass die Kracht-Philologie sich hinfort nicht auf die Suche nach Traumaspuren in Krachts Werk spezialisieren wird. […] Der
wirklich spannende Aspekt ist, wie Kracht die Poetikvorlesung inklusive seines Bekenntnisses ähnlich metareflexiv angelegt hat, wie seine Ästhetik überhaupt. Es ging ja nicht nur platt um einen Missbrauch und um die Frage, wie diese bislang unbekannte biographische Wahrheit die Texte Krachts steuert, sondern es ging um die hochinteressante poetologische Frage, wie sehr eine solch bedrückende Wahrheit immer auch die Parodie mit sich führt.“
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