Die deutsch-französische Hochschule gewährt Mittel für den internationalen Austausch von Nachwuchskräften
Ein deutsch-französisches Doktorandenkolleg mit den Standorten Goethe-Universität (Frankfurt) und Sorbonne Nouvelle (Paris) fokussiert auf die Zukunft ethnologischer Sammlungen und Museen. Es soll zur Internationalisierung der Debatte beitragen und zur Klärung des Status von Sammlungen insbesondere mit Beständen aus kolonialen Zusammenhängen.
FRANKFURT. „Den
‚Anderen' repräsentieren: Museen, Universitäten, Ethnologie“ – so lautet der
Titel eines Doktorandenkollegs, das Aegidia Soutu, Jean-Louis Georget und Hans
P. Hahn bei der deutsch-französischen Hochschule (DFH) eingeworben haben. Es
wird am 1. Januar 2023 seine Arbeit aufnehmen und ist an der Goethe-Universität
(Frankfurt/M.) sowie an der Universität Paris III (Sorbonne Nouvelle)
angesiedelt.
Die zunächst für vier Jahre bewilligte Förderung wird insgesamt
zehn Doktoranden zugutekommen, jeweils fünf aus Frankfurt und fünf aus Paris.
Das Doktorandenkolleg unterstützt die geförderten Promovierenden zwar nicht
über die gesamte Dauer der Promotionsphase (grundständiges Stipendium), gewährt
aber sogenannte „Mobilitätsbeihilfen“ (max. 18 Monate à 660,--€), so lange sie
sich nicht am „Heimatort“ der Promotion aufhalten. „Die Erfahrung mit anderen
deutsch-französischen Doktorandenkollegs zeigt, dass die Aufnahme in ein
solches internationales Kolleg die Chancen auf eine Förderung durch den DAAD
oder eine politische Stiftung deutlich verbessert“, sagt Prof. Hahn, der an der
Goethe-Universität Ethnologie lehrt und für die deutsche Seite das Kolleg
verantwortlich leiten wird. Die Bewilligung umfasst außerdem Mittel für
Sprachkurse der Promovierenden, für selbstorganisierte Workshops der
Promovierenden und internationale Konferenzen.
Diese internationalen Konferenzen nehmen grundlegende Fragen der
Museologie in den Blick mit einem besonderen Fokus auf Museen mit
ethnologischen Sammlungen. Untersucht werden Fragen nach der Eigenart von
„Wissen“ in Museen, nach der Sammlung, nach der Ausstellung und nicht zuletzt
nach einer (Neu-)Definition des Museums. Das wissenschaftliche Ziel des Kollegs
ist es, Gesellschaft und Politik über die Leistungen und Probleme von Museen
über europäische Grenzen hinweg zu informieren. Da auf französischer Seite der
frühere Präsident des Internationalen Komitees für Museologie (ICOFOM) der UNESCO,
François Mairesse, beteiligt ist, sind im Kolleg spannende Diskussionen über
die Zukunft der Museen zu erwarten, die sicher auch das Thema Museumspolitik
nicht aussparen werden. Im Hinblick auf ethnographische Sammlungen wird das
Kolleg Antworten suchen auf Fragen nach dem kolonialen Charakter dieser
Sammlungen, nach der Restitution von Sammlungsteilen sowie zur zukünftigen
internationalen Museumskooperation.
Eine Basis für dieses Vorhaben ist eine schon bestehende Gruppe
von Doktoranden am Institut für Ethnologie der Goethe-Universität, die sich mit
Fragen der Provenienz der Objekte an verschiedenen ethnologischen Sammlungen in
Deutschland befassen und zurzeit überwiegend in den Museen (Frankfurt,
Karlsruhe, Oldenburg, Lübeck) selbst forschen und arbeiten. Das Kolleg
hat mithin zwei Ziele: Erstens soll es zur Internationalisierung der Debatte
über die Zukunft ethnologischer Museen beitragen, zweitens zur Klärung des
Status von Sammlungen mit umstrittenen Bewertungen.
Weitere Informationen
Prof. Dr.
Hans Peter Hahn
Institut
für Ethnologie
Goethe-Universität
Frankfurt
Telefon
069 798-33072
E-Mail
hans.hahn@em.uni-frankfurt.de
https://tinygu.de/HPH